Das mobile Demokratielabor – Demokratie erlebbar machen
Am 21. und 22. Februar 2025 fand das diesjährige Frühjahrsseminar des BLLV-Perspektivteams statt. Nach dem erfolgreichen Herbstseminar zum Thema Demokratiepädagogik war das mobile Demokratielabor die logische Fortsetzung davon. Ziel des Seminars war es, Demokratie spielerisch erfahrbar zu machen und Methoden zu erproben, mit denen demokratische Prozesse in Schulen gefördert werden können. Besonders erfreulich war die hohe Anzahl neuer Teilnehmerinnen und Teilnehmer – über 50 % des Perspektivteams nahmen zum ersten Mal teil.
Demokratie zum Anfassen – doch wie?
Die Referenten Yvonne Kirschner und Markus Peter vom Gymnasium Vilshofen führten die Teilnehmer:innen aktiv und spielerisch durch die Veranstaltung. Ihr Ansatz: Demokratie lässt sich am besten vermitteln, wenn man sie aktiv erlebt. Die Idee des mobilen Demokratielabors stammt vermutlich aus Berlin und ist in Bayern noch relativ neu. Die Grundidee ist einfach, aber wirkungsvoll – ein Labor steht für das Experimentieren, und genau darum ging es: Demokratie nicht nur theoretisch zu besprechen, sondern in Spielen und Übungen erfahrbar zu machen.
Methodenvielfalt im Demokratielabor
Mit einer Vielzahl an Methoden wurden zentrale Begriffe und Prozesse wie das Demokratieverständnis, demokratische Handlungsweisen oder die Meinungsbildung greifbar gemacht. Ziel war es, zu vermitteln, wie Demokratiebildung aktiv, schülerorientiert und handlungsbezogen gestaltet werden kann. Das mobile Demokratielabor umfasst Methoden, die in verschiedenen Klassenstufen und Schularten angewendet werden können. Um diese hautnah zu erleben, schlüpften die Teilnehmer:innen während des Seminars selbst in die Rolle der Lernenden und erfuhren so unmittelbar die Wirkung dieser Methoden.
Demokratie bildhaft begreifen
Zum Einstieg suchten sich die Teilnehmer:innen eine abstrakte Karte aus, die ihre aktuelle Stimmung widerspiegelte, und beschrieben anhand dieser ihre Sichtweise auf Demokratie. Dabei wurde deutlich, dass Demokratie viele Facetten hat, die zwar unterschiedlich, aber dennoch miteinander verbunden sind: „Demokratie funktioniert nur, wenn Kreise ineinandergreifen“, „Demokratie ist bunt und vielfältig“, „Demokratie kann sich verändern und muss sich immer weiterentwickeln“, „Demokratie braucht Kompromisse – völliger Konsens ist nicht möglich.“ Zusammenfassend lässt sich sagen: „Demokratie ist wie eine Blume, aus der etwas Wunderschönes wachsen kann.“
Klassensprecher und ihre Rolle in der Demokratie
In Kleingruppen wurde diskutiert, welche Eigenschaften ein Klassensprecher haben sollte. Dabei stellte sich heraus, dass Klassensprecher oft ohne klare Aufgabenbeschreibung gewählt werden und der Wahlprozess häufig als lästige Pflicht empfunden wird. Um die Bedeutung von Klassensprechern hervorzuheben, einigten sich die Teilnehmenden mithilfe verschiedener Impulse auf wesentliche Eigenschaften und reflektierten deren Bedeutung für eine demokratische Schulkultur.
Sprache ist Macht
Um dieses Prinzip zu verdeutlichen, erhielten die Teilnehmer:innen des Seminars verschiedene Aussagen, die im Schulalltag häufig zu hören sind. Diese wurden anschließend auf einer Skala bewertet, um zu verdeutlichen, welche Auswirkungen Sprache haben kann. Dabei wurde vermittelt, dass nicht der Sender, sondern der Empfänger bestimmt, ob eine Äußerung verletzend ist. Ziel war es, ein Bewusstsein für unterschiedliche Perspektiven zu schaffen und einen respektvollen Umgang mit Meinungen anderer zu fördern.
Love Speech statt Hate Speech
In einer Übung mit zwei Kreisen, bestehend aus den Seminarteilnehmer:innen wurden positive Aussagen verteilt, um ein Gefühl von Toleranz, Anerkennung und Respekt zu vermitteln. Die Regeln waren klar definiert: keine Kommentare, absolute Anonymität und gegenseitige Wertschätzung. Diese Übung hatte das Ziel, bei jedem Einzelnen ein positives Gefühl zu erzeugen und bewusst zu machen, wie wichtig es ist, einander Anerkennung zu schenken. Dabei wurde deutlich, dass Wertschätzung nicht zwingend materiell sein muss – oft reichen schon aufrichtige und freundliche Worte.
Demokratie in der Schule fördern – ein langfristiges Ziel
Neben der praktischen Erprobung verschiedener Methoden des mobilen Demokratielabors war ein weiterer zentraler Aspekt des Seminars die Frage, wie Demokratie in Schulen nachhaltig gefördert werden kann. Neben fachspezifischen Projekten spielen hier auch die Schülervertretung (SMV), Klassensprecherwahlen, Schulversammlungen und der Klassenrat eine zentrale Rolle. Darüber hinaus bieten Elternbeirat, Schulforum und Lehrerkonferenzen weitere Möglichkeiten zur Mitbestimmung.
Das Seminar zeigte eindrucksvoll, dass Demokratie kein abstraktes Konzept ist, sondern täglich gelebt werden muss – und dass spielerische Ansätze eine hervorragende Möglichkeit bieten, um demokratische Prinzipien erfahrbar zu machen.
Die im Seminar entwickelten Ideen und Methoden sollen nun in den Schulalltag integriert und weitergegeben werden. Denn Demokratie beginnt im Kleinen – und genau dort muss sie auch gestärkt werden.
Verena Straub






