Herbstseminar mit den Lie Detectors

Herbstseminar mit den Lie Detectors

Wahr oder nicht? Ein Hai schwimmt auf der Autobahn? Lässt sich Corona mit Knoblauch heilen? Mit einer Flut derartiger Bilder und Behauptungen werden wir, werden unsere Schülerinnen und Schüler, tagtäglich via Onlineplattformen konfrontiert, beeinflusst oder aufgefordert. Um hier den vielen Verführungen, teils kruden Theorien oder gezielten Desinformationen nicht hilflos ausgeliefert zu sein, hat sich eine unabhängige, mehrfach ausgezeichnete Nachrichtenkompetenzorganisation gebildet – die Lie Detectors.

Mithilfe professioneller JournalistInnen setzen diese sich dafür ein, SchülerInnen sowie Lehrkräften einen kritischen, reflektierten Umgang mit der digitalen Informationswelt zu vermitteln. Schulgemeinschaften sollten so Kompetenz erlangen, um Online-Inhalte zu überprüfen, den professionellen Journalismus zu verstehen und diesen von unseriösen wie auch manipulativen Inhalten unterscheiden zu lernen.

Die 14 SeminarteilnehmerInnen des Perspektivteams kamen nach Einladung von Rainer Kirschner mit unterschiedlichen Erwartungen zu einem zweitägigen Workshop rund um das Thema Medienkompetenz zusammen. Wie lerne ich mit Informationen und Aussagen der Kinder im Klassenzimmer, nicht selten inspiriert durch TikTok und Konsorten, professionell umzugehen? Welche Konzepte bekomme ich dafür an die Hand? Wie kann ich meinen eigenen Medienkonsum sowie auch den meiner Schülerinnen und Schüler kritisch hinterfragen, überdenken und gut begleiten? Fragen, die wohl allen Lehrkräften gleichermaßen unter den Nägeln brannten.

Nach einer kurzen Vorstellrunde samt Erwartungshorizont gab es von den Lie Detectors-Referentinnen Margit Langenbein,  International Programme Officer, und Julia Kuttner, Journalistin & freie Netzwerkkoordinatorin, einen interessanten Input, warum eine Falschmeldung ein Problem darstellt: Manch Erwachsene wie insbesondere Kinder und Jugendliche fühlen sich durch die bunten, unterhaltsamen sowie emotionalen Darstellungen von Inhalten auf vielen Online-Plattformen angesprochen. Dazu kommt noch das gezielte Vermischen von Fakten und Fälschungen, welche leicht zu glauben sind. Und fertig ist ein schräges Konstrukt, auch genannt „Fake News“.

Wie entlarve ich derartige Falschnachrichten? Dieser Frage gingen die SeminarteilnehmerInnen mit Hilfe eines von den Lie Detectors erstellten „Faktenchecks“ nach. Dabei handelt es sich um einfach durchführbare Werkzeuge wie Bilderrückverfolgung, Quellen-Check, Autorenrecherche, Vergleiche weiterer Quellen und viele hilfreiche Tipps mehr. Schließlich sollte man sich freilich auch seines eigenen gesunden Menschenverstandes bedienen.

Diese hilfreichen Werkzeuge der sogenannten „Nachrichtenchallenge“ lassen sich sehr gut mit ins Klassenzimmer nehmen. Schülerinnen und Schüler lernen so auf interessante sowie gut umsetzbare Art und Weise, Falschmeldungen eigenständig auf den Grund zu gehen. So können Medienkompetenz und kritisches Denken im Unterricht sehr gut eingeschult werden, mit dem Ziel, sich geschützter durch den facettenreichen Onlinedschungel zu bewegen. Wir Lehrkräfte haben bei diesem Prozess eine wichtige Rolle inne – nämlich das professionelle Begleiten der Kinder auf dem Weg zur digitalen Mündigkeit.

Am zweiten Tag der Fortbildungsveranstaltung im niederbayerischen Regen stellte sich Juliane von Reppert-Bismarck, Gründerin und Geschäftsführerin der Lie Detectors, dem Perspektivteam vor. Die erfahrene Journalistin leitet die Interessenvertretung der Organisation zur Bekämpfung digitaler Desinformation, ist unter anderem Mitglied des Expertengremiums für Medienkompetenz der Europäischen Union und unterstützt Entscheidungsträger mit ihrer Expertise.

Gemeinsam mit den drei Referentinnen wurde unter Einbeziehung internationaler Statistiken intensiv erörtert und gemeinschaftlich veranschaulicht, in welchem Umfang Themen wie Desinformation und Radikalisierung im digitalen Raum unterrichtlich eingebunden werden, beziehungsweise aus welchen Gründen dies häufig nicht oder nur spärlich geschieht. Hierbei kristallisierte sich schnell heraus, dass vor allem die Faktoren Zeit – gerade im Zusammenhang mit der Erfüllung des Lehrplans – sowie mangelnde Erfahrungen im Hinblick auf soziale Plattformen und deren Schnelllebigkeit Hindernisse sind. Es wurde sehr deutlich, dass sich die Informationsquellen Erwachsener teils beachtlich von denen unserer jugendlichen Schülerschaft unterscheiden, und dass es notwendig ist, gerade Lehrerinnen und Lehrer dahingehend zu sensibilisieren.

Des Weiteren stellte sich der einhellige Wunsch vieler Lehrkräfte nach unterrichtlich anwendbarem und auf die Schülerinnen und Schüler zugeschnittenem Material dar. Gerade hier können und möchten die Lie Detectors einen wertvollen Beitrag leisten, wie den LehrgangsteilnehmerInnen exemplarisch anhand einiger anschaulicher Beispiele gezeigt wurde.

Das Herbstseminar mit den Lie Detectors in Vertretung durch drei überaus kompetente Referentinnen verdeutlichte auf kurzweilige Art und Weise, wie notwendig es gerade im Hinblick auf aktuelle gesellschaftliche und politische Debatten ist, unseren Kindern und Jugendlichen Kompetenzen mit auf den Weg zu geben, sich im Dschungel digitaler Information und Desinformation zurechtzufinden.

Ein herzlicher Dank geht an Rainer Kirschner, Leiter des Perspektivteams, für das Organisieren der aufschlussreichen sowie gewinnbringenden Veranstaltung.

 Florian Zirbel und Maximilian Kastner

 

Nach dem Vorstellen der Arbeitsergebnisse Gruppensprecher und Referentinnen (v.l.): Annemieke Akkermans, Juliane von Reppert-Bismarck, Julia Kuttner, Margit Langbein (alle von den Lie Detectors), Marina Marschel-Bauer, Vincent Falk und Max Kastner

Julia Kuttner erläutert Strategien gegen Falschinformation...

... während die Teilnehmenden aufmerksam folgen